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Channel: Kommentare zu: Lerne, soviel du kannst! Helfen wird es trotzdem nicht
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Von: christoph gusel

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Zur Fiktion “Wenn du willst, kannst du es auch” ist soeben ein Buch erschienen, dessen Autor gerne im Ö3 zum Interview erscheint (und dann gewohnt emotional verwissenschaftlichte Neuheiten verkündet) und auch vom Kurier Redakteur gelobt wird: Es ist Hengstschlägers “Die Durchschnittsf…”. Ich frage mich, warum Herr Hengstschäger in einer mittelmäßigen Sprache schreibt, in einer mittelmäßigen Art, Sätze auszudrücken? Warum schreibt er nicht wie die Supertalente Immanuel Kant oder Camus? Warum fordert Herr Hengstschäger, der Durchschnitt werde sich schließlich nicht rechnen, obwohl er selbst eine durchschnittliche Art hat, Argumentationen anzuführen? Der Durchschnitt, das sieht man an seinem Buch, bringts eben doch die größte Chance, Gedanken zu verbreiten. Das Pochen auf die individuellen (genetisch definierten oder wie auch immer) Talente bringt einem Menschen wenig, der strukturell aus seiner Haut, aus seiner Situation nicht heraus kann. Unser System “Gesellschaft” wird immer Segregation oder Ausklammerung betreiben, das ist ihr Motor. Menschen wie Herr Hengstschläger verstärken nur den Kampf ums Dasein – der unter der Voraussetzung, die er konstruiert, mehr und mehr als “Kampf” erscheint. Immer an vorderster Front um Anerkennung und Leistung feilschen zu müssen, ist wohl kein Lebensmotto, das nachhaltig befriedigt. Ich denke nicht, dass durch Thesen, die Herr Hengstschläger verbreitet, die wirklichen Problematiken von modernen Gesellschaften angetastet werden können. Viel eher denke ich, dass beiläufige Literatur, die Herr Hengstschläger produziert, Probleme unserer Gesellschaft verstärkt, indem sie Hoffnungen schürt und die systematische Ausgrenzung der Gesellschaft vorantreibt. Menschen wie Herr Hengstschläger vergessen anscheinend, dass das Schulsystem, das gesellschaftliche System, auf dem Durchschnitt aufgebaut ist. Wer sonst sollte für die Superleistungen der Supertalente sonst bezahlen? Wer kauft all die super-hochgezüchteten Dinge, die die Supertalente dann, wenn sie ihr Supertalent entdeckt haben, produzieren? Menschen wie du und ich – der Durchschnitt eben! Eins noch: Schon bei der Bestimmung des Durchschnitts ergibt sich das logische Problem, ein Supertalent ohne die Existenz eines Durchschnitts weder identifizieren, noch fordern oder gar fördern zu können. Herr Hengstschläger kann froh sein, dass der Durchschnitt eben noch durchschnittlich ist. Ansonsten hätte ein Gegenentwurf kein „Gegen“.


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